Projekt

Das Projekt
Im deutsch-polnischen Projekt REVIVAL! – Revitalisierung der historischen Städte in Niederschlesien und Sachsen widmeten sich zehn Klein- und Mittelstädte in Südwestpolen und Ostsachsen mit Unterstützung dreier Forschungseinrichtungen der Stärkung ihrer baukulturell wertvollen Innenstädte. Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), vertreten durch das in Görlitz ansässige Interdisziplinäre Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau (IZS), koordinierte das Projekt als Lead Partner. Das Projekt des Gesamtwerts von 1 032 906 Euro wurde im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG Polen-Sachsen 2014-2020 mit 877 544 Euro zu 85% durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. Die Projektlaufzeit war von Oktober 2018 bis Dezember 2020.

Ausgangslage
Das Projektgebiet ist geprägt von einer Vielzahl von Klein- und Mittelstädten, die in ihrer historischen Entwicklung, der Stadtstruktur, dem baukulturellen Erbe, aber auch der demographischen und sozioökonomischen Entwicklung ähnliche Potenziale und Herausforderungen aufweisen. Während die historischen Innenstädte trotz Erfolgen bei der Modernisierung der Infrastruktur und des Gebäudebestands ihre Nutzungen zu verlieren drohen, finden Neubautätigkeiten oftmals an den Stadträndern statt. Daraus folgende Leerstände von Wohn- und Geschäftsgebäuden in den Altstädten können zum einen eine Bedrohung für die historische Bausubstanz darstellen und zum anderen zum Verlust wichtiger städtischer Funktionen führen, die das Stadtzentrum als Ort von Kultur, Handel und Begegnung traditionell innehat. Bei einer zunehmenden Bedeutung weicher Faktoren wie dem Freizeitwert, dem kulturellen Angebot und dem Stadtimage bei der Ortswahl für Wohnen und Unternehmensansiedlungen, stellt dieser Trend einen Standortnachteil dar. Andererseits führt die zunehmende Überlastung der Agglomerationen um Dresden und Wrocław mit angespannten Wohnungsmärkten und zunehmenden Umwelt- und Verkehrsproblemen zu einem wieder erwachenden Interesse an Klein- und Mittelstädten und bietet Chancen für das Projektgebiet. Die Partnerstädte von REVIVAL! sind mit ihrem Raumangebot in kompakten, historischen Strukturen und ihrem attraktiven baukulturellen Erbe für eine Renaissance im Zuge europaweit verstärkter (Re)urbanisierungsprozesse gut ausgestattet. Diese gemeinsamen Herausforderungen und Potentiale griff REVIVAL! auf.

Ziel
REVIVAL! zielte darauf ab, die gemeinsamen Entwicklungschancen der an dem Projekt beteiligten Klein- und Mittelstädte zu identifizieren und durch den Erhalt ihres baukulturellen Erbes und die Belebung ihrer historischen Zentren zu einer nachhaltigen Entwicklung und hohen Lebensqualität in der deutsch-polnischen Grenzregion beizutragen.

Vorgehen und Ergebnisse
REVIVAL! begegnete den gemeinsamen Herausforderungen der vom Strukturwandel betroffenen Klein- und Mittelstädte des Projektes sowohl mit praktischen Maßnahmen zur Revitalisierung der historischen Innenstädte als auch mit wissenschaftlichen Studien und Entwicklungsstrategien.

Das Projekt ermöglichte den Städten individuelle Revitalisierungsmaßnahmen innerhalb eines strukturierten, grenzübergreifenden Erfahrungsaustauschs umzusetzen und sich zu vernetzen. Hierfür fanden im Laufe der mehr als zweijährigen Projektlaufzeit unter anderem gemeinsame Workshops aller Projektpartner mit Exkursionen im Projektgebiet statt. Im letzten Projektjahr mussten aufgrund der Corona-Pandemie einige grenzübergreifende Maßnahmen in den virtuellen Raum verlegt werden, was durch das Engagement und die große Flexibilität aller Projektpartner gelang.

Die gemeinsam, unter Koordination der wissenschaftlichen Partner umgesetzten Maßnahmen dienten sowohl der Belebung der Altstädte als auch der Erschließung und Vermittlung des baukulturellen Erbes der Partnerstädte für Bewohner und Touristen. Dazu zählten Aktionstage in den historischen Innenstädten, die auch als grenzübergreifende Plattform für Künstler und regionale Händler im Projektgebiet dienten, eine Wanderausstellung sowie ein interaktives Projektvideo.

Schwerpunkt der wissenschaftlichen Projektarbeit ist eine Studie zur spezifischen Lebensqualität in kleineren und mittleren Städten strukturschwacher Regionen. Sie soll Erkenntnisse über den Beitrag des baukulturellen Erbes zur Attraktivität und Urbanität dieses Stadttyps liefern und als Grundlage für zehn kommunale Strategien der Partnerstädte sowie eine Gesamtstrategie für eine nachhaltige Entwicklung des Projektgebietes dienen.

Eine deutsch-polnische studentische Herbstschule lieferte den Projektpartnern frische Ideen für die Altstadtrevitalisierung in kleineren und mittleren Städten. Die Abschlusskonferenz brachte schließlich ein Fachpublikum und weitere an der Thematik Interessierte beider Länder zusammen. Die Projektergebnisse und -erfahrungen wurden schließlich in einer Projektbroschüre veröffentlicht.

Durch die Stärkung der historischen Innenstädte leistete das Projekt einen Beitrag zur nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung des deutsch-polnischen Projektgebietes. Die Projektmaßnahmen trugen direkt zum Erhalt und zur Wertschätzung des kulturellen Erbes der historischen Innenstädte bei. Indirekt dürfte dadurch die Attraktivität der Klein- und Mittelstädte für die ansässige Bevölkerung, potentielle Zuzügler, Touristen, Unternehmen und Fachkräfte gesteigert worden sein. Dies wiederum fördert die Entlastung der benachbarten Ballungszentren und den Erhalt natürlicher Ressourcen zum Bespiel an den Stadträndern.

Auszeichnung als Flaggschiffprojekt

REVIVAL! wurde im Wettbewerb "Kooperation ohne Grenzen" als Flaggschiffprojekt zur Umsetzung des Gemeinsamen Zukunftskonzepts 2030 für den deutsch-polnischen Verflechtungsraum ausgezeichnet. Das Bundesministerium des Innern (BMI) sowie das Ministerium für Investition und wirtschaftliche Entwicklung der Republik Polen (Ministerstwo Inwestycji i Rozwoju, MIiR) würdigen in dem Wettbewerb Projekte, die in herausragender Weise zur Konkretisierung und Umsetzung der gemeinsamen raumplanerischen Vision beitragen, die seit 2014 durch den Ausschuss für Raumordnung der Deutsch-Polnischen Regierungskommission für regionale und grenznahe Zusammenarbeit erarbeitet wird. Weiterführende Informationen finden sich auf dem Deutsch-Polnischen Raumordnungsportal www.kooperation-ohne-grenzen.de.

Teil der Auszeichnung war ein zweisprachiger Expertenworkshop zum fachlichen Austausch mit Vertreter beider Ministerien und nachgeordneten Behörden, der im November 2015 am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Berlin stattfand. Es wurde diskutiert, wie die Lebensqualität in Klein- und Mittelstädten im deutsch-polnischen Verflechtungsraum auch unter Nutzung des baukulturellen Erbes weiter erhöht werden kann und welche Rolle dabei die nationale Stadtentwicklungspolitik in Deutschland und Polen spielen kann.

Zusammenfassung der Workshopergebnisse